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https://doi.org/10.14765/zzf.dok-2385
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Geschlechter ordnen? Männlichkeit als paradoxes Versprechen
[Zeitschriftenartikel]
Abstract Das ägyptische Körperkultur-Magazin "al-Abṭāl" ("Die Champions" oder "Die Helden"; beide Übersetzungen sind möglich) berichtete im Februar 1933 über eine öffentliche athletische Leistungsschau in Kairo. Angesichts der beeindruckenden Performance ägyptischer Männer und ihrer trainierten Körper feiert... mehr
Das ägyptische Körperkultur-Magazin "al-Abṭāl" ("Die Champions" oder "Die Helden"; beide Übersetzungen sind möglich) berichtete im Februar 1933 über eine öffentliche athletische Leistungsschau in Kairo. Angesichts der beeindruckenden Performance ägyptischer Männer und ihrer trainierten Körper feierte es eine "sportliche arabische Renaissance" (an-nahḍa ar-riyāḍiyya). Diese Leistungsschau zu Ehren des Besuchs Viktor Emanuels III., des Königs von Italien, war nur denkbar in einem politischen und gesellschaftlichen Kontext, in dem der männliche Körper zur Projektionsfläche ägyptischer Selbstbehauptung gegenüber dem britischen Kolonialismus auserkoren wurde. Der Historiker Wilson Chacko Jacob hat in seinem Buch "Working Out Egypt" dargelegt, wie sich die Bemühungen einer aufstrebenden Mittelschicht, ein "unverwechselbares modernes und ägyptisches Selbst vom kolonialen Blick (colonial gaze) zu befreien", in Diskursen über Geschlecht und Sexualität äußerten, bei welchen einer performativen, auf den athletischen Körper bezogenen Männlichkeit ein zentraler Stellenwert zukam. Eine solche Fokussierung auf den virilen männlichen Körper hatte bereits zur Jahrhundertwende eine globale Dimension erreicht. Dies war eng mit den kolonialen Hierarchien und dem Prozess der Nationsbildung verknüpft, wie Sebastian Conrad feststellt. Beide Aspekte sind auch für den ägyptischen Fall in der Zwischenkriegszeit von Bedeutung, wo vergleichbare Prozesse nicht zuletzt als Reaktion auf den Orientalismus zu sehen sind, hier verstanden als eine diskursive Strategie zur Beherrschung des Orients, der das koloniale Ausgreifen Europas auf die islamische Welt und damit die Region immer auch geschlechtlich codierte. Edward Said hatte dies bereits in seiner heute klassischen Studie "Orientalism" von 1978 konstatiert. Zwar ist die Polemik Saids seit ihrem Erscheinen vielfach kritisiert worden; seiner grundsätzlichen Beobachtung aber, der Orientalismus konstruiere einen feminisierten und als passiv verstandenen Orient, dem das maskuline kolonisierende Subjekt gegenüberstehe, wird weitgehend zugestimmt.... weniger
Thesaurusschlagwörter
Geschlecht; Männlichkeit; Körper; Geschlechterverhältnis; Geschlechterforschung; Zeitgeschichte; Geschichtsschreibung
Klassifikation
Frauen- und Geschlechterforschung
Sozialgeschichte, historische Sozialforschung
Sprache Dokument
Deutsch
Publikationsjahr
2021
Seitenangabe
S. 437-452
Zeitschriftentitel
Zeithistorische Forschungen / Studies in Contemporary History, 18 (2021) 3
Heftthema
Männlichkeiten
ISSN
1612-6041
Status
Veröffentlichungsversion; begutachtet (peer reviewed)
Lizenz
Creative Commons - Namensnennung, Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0