Zapatismus und Neuer Internationalismus in Mexiko und Deutschland

Abstract

Der Beitrag untersucht zentrale Stränge der Debatten in und zu gegenwärtigen internationalistischen Bewegungen in Mexiko und Deutschland. Den Ausgangpunkt bilden die Debatten zum Neuen Internationalismus, wie sie seit den 1970er Jahren in Praktiken und Ideen der Solidaritätsbewegungen zu sozialen, antikolonialen Bewegungen im globalen Süden angestoßen und schließlich im Kontext verschiedener sozialer Kämpfe diskutiert, ausgeweitet und transformiert wurden. Mittels einer Qualitativen Inhaltsanalyse rekonstruieren wir zentrale Themen im Hinblick auf Gemeinsamkeiten sowie Divergenzen in Texten, die von der EZLN und der BUKO von 1996 bis 2021 verfasst wurden. Die Ergebnisse zeigen, dass gemeinsame Verweise auf die Inhalte des Neuen Internationalismus in den untersuchten Texten vorhanden sind, jedoch entlang der situierten Kämpfe und Erfahrungen mit Unterdrückung und Marginalisierung unterschiedlich ausgelegt werden. Verbindende Elemente beziehen sich auf Formen intersektionaler Herrschaftskritik sowie die Absage der Idee von einem revolutionären Subjekt, einer Avantgarde, einem Hauptwiderspruch sowie der Übernahme der Staatsmacht. Zugleich betonen die analysierten Texte die Notwendigkeit transnationaler Kämpfe und globaler Vernetzungen gegen Kapitalismus, um planetarischer Zerstörung und Ausbeutung entgegen zu treten.

The paper examines key debates within and regarding contemporary internationalist movements in Mexico and Germany. The starting point is the discussion on New Internationalism, originating in the practices and ideas of groups in solidarity with and anti-colonial and anti-imperialist movements in the global South since the 1970s, which were subsequently discussed, expanded, and transformed within various social struggles. Employing a qualitative content analysis, we reconstruct common themes, similarities and divergences in texts authored by the EZLN and BUKO from 1996 to 2021. The findings reveal that common references to the contents of New Internationalism exist in the examined texts, yet are interpreted differently along situated struggles and experiences of oppression and marginalization. Connecting elements are forms of intersectional critique of domination, as well as the rejection of the idea of a revolutionary subject, an avant-garde, a principal contradiction, and the taking over of state power. Simultaneously, the analysed texts emphasize the necessity of transnational struggles and global networking against capitalism to counteract planetary destruction and exploitation.