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%T Die diskursive Konstruktion des Flüchtlings
%A Gehring, Tobias
%V 181
%D 2024
%> https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-92208-8
%X Die Frage "Wer ist ein Flüchtling?" lässt sich auf zwei verschiedene Weisen beantworten: Eine realistische Perspektive geht davon aus, dass Menschen durch ihre Flucht infolge bestimmter Fluchtursachen zu Flüchtlingen werden und Sprache diese Tatsache abbildet. Demgegenüber weist die Perspektive der diskursiven Konstruktion des Flüchtlings Sprache und Diskursen eine produktive Funktion bei der Konstruktion von Flüchtlings-Subjekten zu. Zuvorderst wird die Kategorie 'Flüchtling' in politischen, medialen, wissenschaftlichen und anderen Diskursen hervorgebracht und mal enger, mal weiter definiert. Durch solche Prozesse entscheidet sich, ob Subjekte als Flüchtlinge oder vielmehr etwa als Migrant*innen, Asylbewerber*innen oder Binnenvertriebene kategorisiert werden. Darüber hinaus ermöglichen diskursive Bedeutungsstrukturen die klassifizierende Unterscheidung u. a. von Flüchtlingen unterschiedlicher Nationalität, Religionszugehörigkeit oder Geschlechtsidentität. Subjektpositionen, die Flüchtlingen in Diskursen zugewiesen werden, charakterisieren diese häufig, aber nicht ausschließlich, als Opfer oder Bedrohung. Und Regeln des Zugangs zu Sprecher*innen-Positionen in verschiedenen Diskursfeldern beeinflussen, inwiefern Flüchtlinge selbst in über sie geführten Diskursen zu Wort kommen. Für die soziologische Erforschung der diskursiven Konstruktion des Flüchtlings bietet das Forschungsprogramm der Wissenssoziologischen Diskursanalyse hilfreiche Anregungen. Angesichts des einstweilen bestehenden Mangels an Forschungen zu Diskursen über Flüchtlinge im globalen Süden anzuraten, wenn auch mit besonderen Herausforderungen verknüpft, ist interkulturelle Diskursforschung.
%C DEU
%C Bielefeld
%G de
%9 Arbeitspapier
%W GESIS - http://www.gesis.org
%~ SSOAR - http://www.ssoar.info