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%T Polizei in der postmigrantischen Gesellschaft: 'Interkulturelle Öffnung' zwischen Anerkennung und Rassismus; Eine dispositivanalytische Perspektive
%A Graevskaia, Alexandra
%P 241
%D 2023
%K interkulturelle Öffnung; Postmigrantische Gesellschaft; institutioneller Rassismus; rassistisches Wissen; Interkulturalität; Dispositivanalyse
%> https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:465-20230803-172812-7
%X Die Dissertation geht der Frage nach wie das Dispositiv 'interkultureller Öffnung' (IKÖ) in der Polizei wirksam wird. Dabei werden die Entstehung und Umsetzung des IKÖ-Konzepts sowie seine Folgen aus einer dispositivanalytischen und rassismuskritischen Perspektive untersucht. Soziologisch knüpft diese Perspektive an machtanalytische Theorien an: Gesellschaftliche Machtverhältnisse sind sowohl beim Dispositiv-Konzept Foucaults als auch in Rassismustheorien ein zentraler Aspekt. Zur Beantwortung der Fragestellung wurden teil-narrative leitfadengestützte Interviews, Dokumente aus dem Untersuchungsfeld sowie Protokolle teilnehmender Beobachtung genutzt, wobei die Interviews im Zentrum der Analyse standen. Die Erhebung fand im Rahmen eines Forschungsprojekts zu "Diversity-Management und Personalarbeit" statt, welches Teil des Forschungsverbundes "Migration und Polizei" war. Die Auswertung erfolgte mittels einer Kombination ausgewählter Elemente der Situationsanalyse (als Weiterentwicklung der Grounded Theory) sowie der kritischen Diskursanalyse. Methodisch leistet diese Arbeit mit der Ausarbeitung und Erprobung einer Datentriangulation sowie der Kombination zweier Auswertungsmethoden einen Beitrag dazu den offenen Forschungsstil der Dispositivanalyse zu präzisieren; es wird gezeigt, dass dispositivanalytische Forschung trotz der umfassenden Reichweite des Dispositiv-Konzepts handhabbar ist. Empirisch trägt die Arbeit dazu bei, das Konzept der 'interkulturellen Öffnung' in seinem Ursprung, seiner Anwendung innerhalb der Polizei sowie den damit zusammenhängenden Folgen soziologisch besser zu verstehen. Der Fokus der Untersuchung lag auf der Streifenpolizei sowie auf den für 'Interkulturelles' spezialisierten Stellen und Abteilungen. Die Ergebnisse zeigen, dass 'interkulturelle Öffnung' mit verschiedenen Veränderungen innerhalb der Polizei einhergeht, die für die migrantisch gelesene Bevölkerung (sei es in der Rolle als Bürger*in oder als Polizist*in) auch zur Verbesserung der gesellschaftlichen Teilhabechancen führen, wobei jedoch dominante - durch strukturellen und institutionellen Rassismus geprägte - Machtverhältnisse nicht grundlegend verändert wurden. Dies lässt sich dadurch erklären, dass dispositivanalytisch betrachtet die Wurzeln 'interkultureller Öffnung' im 'Ausländer'-Dispositiv liegen und IKÖ auch in der postmigrantischen Gesellschaft Othering aufrechterhält. Innerhalb der Polizei wird dies bspw. in der verstärkten Verwendung von Polizist*innen mit eigener oder familiärer Migrationserfahrung als 'Sprachmittler' und 'Kulturscouts' deutlich. Auch der erlebte Assimilierungsdruck sowie die Verdächtigung migrantisch gelesener Kolleg*innen dem polizeilichen Gegenüber aufgrund des gleichen geteilten Herkunftslandes der Familie näher zu stehen, zeigt, dass sie innerhalb der Polizei als 'Andere' wahrgenommen werden und Rassismus erfahren. Im Hinblick auf die Bevölkerung zeigt sich Othering u. a. wenn 'interkulturelle Kompetenz' als Anhäufung von 'Wissen' über 'andere Kulturen' verstanden wird. Auch die Entstehung polizeilicher Präventionsprojekte und Stellen, die sich speziell an bspw. muslimische Gemeinden richten, bergen die Gefahr die Unterscheidung in 'Wir' und die 'Anderen' zu verfestigen und das 'Ausländer'-Dispositiv unter einem neuen Label fortzuführen.
%C DEU
%C Duisburg
%G de
%9 phd thesis
%W GESIS - http://www.gesis.org
%~ SSOAR - http://www.ssoar.info