Go-Along-Interviews als Methode für eine sozial-ökologische Stadtnaturforschung

Abstract

Die Anwendung von Go-Along-Interviews ermöglicht einen integrierten Methodenmix, bei dem qualitative Interviews mit teilnehmender Beobachtung kombiniert werden, um die analytische Verknüpfung von Diskursen und Praktiken zu erleichtern. Ihre besondere Sensitivität für die räumliche Einbettung und Reflexion sozialer Prozesse wurde in diversen Forschungskontexten erprobt und beschrieben. Anhand unserer Forschung zu Stadtnaturbeziehungen bei Lockdown-Spaziergängen wollen wir diese methodologischen Diskurse fortführen und den Mehrwert von Go-Along-Interviews insbesondere für die sozial-ökologische und transdisziplinäre Forschung herausarbeiten. Die Corona-Lockdowns dienten uns dabei als Brennglas, um die in den alltäglichen Spaziergängen habitualisierten Naturinteraktionen aufzuspüren und subjektive Bedeutungen der Stadtnatur erfahrbar und kommunizierbar zu machen. Mittels konkreter Episoden unserer Interviews reflektieren wir methodische Besonderheiten von Go-Along-Interviews wie die Generierung von Erzählungen, die Einbeziehung von materiellen Umwelten und nicht-menschlichen Akteuren, die Erschließung von Erinnerungen und Erfahrungen, das Nachvollziehbarmachen von Bewertungen und die Ermöglichung einer Selbstreflexion. Diesen Potenzialen stellen wir spezifische Herausforderungen der Anwendung von Go-Along-Interviews im Hinblick auf die Zugänglichkeit des Interviewraums, die Dynamik der Interviewsituation sowie das veränderte Verhältnis zwischen Interviewer*in und Interviewpartner*in gegenüber. Unter Berücksichtigung dieser Herausforderungen können Go-Along-Interviews sowohl das sozialwissenschaftliche Methodenspektrum der Stadtnaturforschung als auch naturwissenschaftliche Beschreibungen der Stadtökologie maßgeblich bereichern. Dieser analytische Mehrwert wird ergänzt durch eine besondere Anschlussfähigkeit an transdisziplinäre, partizipative und transformative Forschung.

The application of go-along interviews allows an integrated mix of methods, combining qualitative interviews with participant observation. This facilitates linking discourses and practices. The method's particular sensitivity to the spatial embeddedness and reflection of social processes has been evaluated and described in various research contexts. In our article, we highlight the added value of go-along interviews for social-ecological and transdisciplinary research. The COVID-19 lockdowns and their effects on everyday practices of urban residents served as a lens to trace interactions with nature that have been habitualized into everyday walks. Discussing specific episodes from our interviews, we reflect on methodological features of go-along interviews, such as generating narratives, considering material environments and non-human actors, opening up memories and experiences, reconstructing evaluations, and enabling self-reflection. We contrast these potentials with specific challenges in the application of go-along interviews, especially with regard to the accessibility of the interview space, the methodical requirements of the dynamic interview situation, and the altered relationship between interviewer and interviewee. Considering these challenges, conducting go-along interviews can significantly enrich both, the scientific descriptions of urban ecology and the methodological spectrum of research on urban nature. Furthermore, go-along interviews provide a conceptual proximity to transdisciplinary, participatory, and transformative research.