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%T (K)eine immunisierende Wirkung? Eine binnendifferenzierte Analyse zum Zusammenhang zwischen christlicher Religiosität und der Wahl rechtspopulistischer Parteien
%A Steinmann, Jan-Philip
%J Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie
%N 1
%P 33-64
%V 74
%D 2022
%K Rechtspopulismus; Alternative für Deutschland (AfD); right-wing populism; Langfrist-Online-Tracking T30 (GLES) (ZA5730 v1.2.0); Longterm-Online-Tracking T38 (GLES) ; ALLBUS 2018(ZA6818 v1.0.0)
%@ 1861-891X
%~ FDB
%> https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-85972-4
%X Der Beitrag greift die in der bisherigen Forschung verbreitete Immunisierungshypothese auf, nach der christliche Religiosität vor der Wahl rechtspopulistischer Parteien schützt, und entwickelt eine alternative Lesart für diesen Zusammenhang. Dazu wird auf Basis der "German Longitudinal Election Study" (GLES) von 2015 und 2017 und der "Allgemeinen Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften" (ALLBUS) von 2018 eine Binnendifferenzierung der christlichen Wählerschaft vorgenommen. Im Mittelpunkt stehen nicht gängige Dimensionen von Religiosität, sondern der Religionsanspruch der Christen. Es wird vermutet, dass christliche Wähler mit exklusivem Religionsanspruch im Vergleich zu denjenigen mit inklusivem Religionsanspruch häufiger rechtspopulistischen Parteien ihre Stimme geben und dass dafür die ausgeprägteren rechtspopulistischen Positionen von Christen mit exklusivem Religionsanspruch verantwortlich zeichnen. Theoretisch begründet werden diese Annahmen in vier Schritten. Erstens wird eine wahrgenommene Bedrohung unter der christlichen Wählerschaft mit exklusivem Religionsanspruch diagnostiziert. Zweitens werden Mobilisierungsargumente rechtspopulistischer Parteien identifiziert, die eine Antwort auf diese Bedrohungswahrnehmung geben können. Drittens werden Wechselwirkungen zwischen religiösen und politischen Weltanschauungen erläutert, die nahelegen, dass ein exklusiver Religionsanspruch und rechtspopulistische Positionen über die Funktion der Nomisierung verbunden sind. Zuletzt kann die Übersetzung rechtspopulistischer Positionen in die Wahl rechtspopulistischer Parteien plausibilisiert werden. Empirisch lassen sich sowohl Belege für den Zusammenhang von Religionsanspruch und der Wahl rechtspopulistischer Parteien als auch die vermittelnde Wirkung rechtspopulistischer Positionen finden. Damit zeigt sich, dass Religiosität bei Vorliegen eines inklusiven Religionsanspruchs immunisierend, aber im Falle eines exklusiven Religionsanspruchs eben auch katalysierend auf die Wahl rechtspopulistischer Parteien wirken kann. Dies deutet auf eine Verschiebung relevanter Konfliktlinien in der deutschen Wählerschaft hin.
%X The article takes up the immunization hypothesis propagated in previous research, according to which Christian religiosity protects against voting for populist right parties, and develops an alternative interpretation of the linkage. Relying on the 2015 and 2017 German Longitudinal Election Study (GLES) and the 2018 German General Social Survey (GGSS), I provide an internal differentiation of Christian voters. The focus is not on common dimensions of religiosity, but on Christians’ claim to religion. It is assumed that Christian voters with an exclusive religious claim more often vote for populist right parties than do those with an inclusive religious claim, and that the more pronounced populist right positions of Christians with an exclusive religious claim are responsible for this. Theoretically, these assumptions are justified in four steps. First, a perceived threat among Christian voters with an exclusive religious claim is diagnosed. Second, mobilization arguments of populist right parties are identified that can provide a response to this threat perception. Third, interdependencies among religious and political worldviews are addressed, suggesting that an exclusive religious claim and populist right positions are linked via the function of nomization. Finally, the translation of populist right positions into voting for populist right parties is explained. Empirically, the link between religious claim and voting for populist right parties as well as the mediating effect of populist right positions can be confirmed. This demonstrates that religiosity can have an immunizing effect on voting for populist right parties in the case of an inclusive religious claim, but it can also have a catalyzing effect in the case of an exclusive religious claim. This indicates a shift in relevant cleavages in the German electorate.
%C DEU
%G de
%9 Zeitschriftenartikel
%W GESIS - http://www.gesis.org
%~ SSOAR - http://www.ssoar.info