Sick Style als digitaler Medientrend im Kontext von (Ent-)Stigmatisierung psychischer Erkrankungen - eine qualitative Interviewstudie

Abstract

Soziale Medien bieten Menschen mit psychischen Erkrankungen die Möglichkeit, das öffentliche Bild ihrer Krankheit zu gestalten und stereotypen Darstellungen entgegenzuwirken. In dieser Studie untersuchen wir, wie Instagram-Nutzende sich Sick-Style-Posts, d. h. die ästhetisierte und inszenierte Darstellung psychischer Krankheiten, aneignen, um herauszufinden, ob und welche Art von Sick-Style zur Entstigmatisierung beitragen oder möglicherweise zu einer noch stärkeren Stigmatisierung führen könnte. Auf der Grundlage von 18 qualitativen Interviews wurden vier Arten der Sick-Style-Aneignung identifiziert: Befürworter:innen, Gegner:innen, distanzierte und überforderte Nutzer:innen. Die Ergebnisse zeigen Entstigmatisierungspotential für verschiedene Typen der Sick-Style-Aneignung sowie für verschiedene Formen des Sick Styles, weisen aber in einigen Fällen auch auf die Gefahr einer stärkeren Stigmatisierung hin.

Social media provide individuals with mental illness with the opportunity to shape the public image of their illness and counter stereotypical portrayals. In this study, we examine how Instagram users appropriate Sick Style posts, for example the aestheticized portrayal of mental illness, to identify whether and which kind of Sick Style might contribute to de-stigmatization or possibly lead to even greater stigmatization. Based on 18 qualitative interviews, four types of Sick Style appropriation were identified: Supporters, Opponents, Distant and Overwhelmed Users. The results show a potential for de-stigmatization for different types of Sick Style appropriation as well as for different forms of Sick Style, but in some cases also indicate a risk of greater stigmatization.