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%T Wirtschaftliche Effekte der EU-Arbeitskräftemobilität in den Ziel- und Herkunftsländern: Ein kurzer Literaturüberblick
%A Bonin, Holger
%A Krause-Pilatus, Annabelle
%A Rinne, Ulf
%A Brücker, Herbert
%P 46
%V FB554
%D 2020
%@ 0174-4992
%~ BMAS
%> https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-71232-9
%X Die freie Mobilität von Arbeitnehmern ist ein Kernelement des europäischen Binnenmarktes. Sie birgt Potenziale, einen Beitrag zur Aufwärtskonvergenz der Mitgliedstaaten der Europäischen Union zu leisten. Es gibt aber auch Befürchtungen, dass die EU-Arbeitnehmerfreizügigkeit der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung einzelner Mitgliedstaaten mehr schadet als nützt, und dass die Wohlfahrtseffekte freier Arbeitskräftemobilität zwischen den Mitgliedstaaten, aber auch innerhalb dieser, sehr ungleich verteilt sind. Vor diesem Hintergrund vermittelt diese Literaturstudie einen Überblick über den aktuellen Wissensstand zu den Auswirkungen der freien Mobilität von Arbeitnehmern in der EU auf die wirtschaftliche und soziale Entwicklung. Der Blick richtet sich dabei sowohl auf die Ziel- als auch die Herkunftsländer der Arbeitskräfte, die die EU-Arbeitnehmerfreizügigkeit für sich in Anspruch nehmen. Der Schwerpunkt des Überblicks liegt auf volkswirtschaftlichen Studien mit einer empirischen Ausrichtung; allerdings werden auch wichtige theoretische Aspekte in die Darstellung einbezogen. Der Überblick deckt fünf verschiedene Dimensionen ab, die in den Debatten über die wirtschaftliche und soziale Konvergenz der Mitgliedstaaten wesentlich sind, und die in der Migrationsforschung gründlich analysiert worden sind: Arbeitsmarktwirkungen, Wachstums- und Produktivitätseffekte, Brain Drain und Brain Gain, fiskalische Effekte, sowie soziale und gesellschaftliche Folgen. Aus dem Stand der Forschung lassen sich einige vorsichtige allgemeine Schlussfolgerungen ziehen. Was den Arbeitsmarkt betrifft, kommen die Vorteile der Arbeitnehmerfreizügigkeit primär den mobilen Arbeitskräften selbst zugute. Oft befürchtete Verdrängungseffekte bei einheimischen Arbeitnehmern erscheinen meist nur schwach ausgeprägt. Wo sie auftreten, sind allerdings eher ohnehin gefährdete Gruppen von Arbeitnehmern betroffen. Die freie Mobilität der Arbeitnehmer dürfte die Wirtschaftsleistung der EU als Ganzes bislang erhöht haben. Sie hat die Wachstumsmuster allerdings wahrscheinlich zu Ungunsten osteuropäischer Mitgliedstaaten verschoben, die mehr Arbeitskräfte abgeben als aufnehmen. Hinsichtlich der fiskalischen Netto-bilanz der Arbeitsmigration zeichnen sich analoge Schlussfolgerungen ab. Dass die stärkeren sozialen Netze in der EU-15 wie ein Wohlfahrtsmagnet auf Arbeitnehmer aus der EU-10 wirken, stützen ländervergleichende Analysen bisher nicht. Diese Befunde zeigen, dass bei der Diskussion um die wirtschaftlichen und sozialen Effekte der Arbeitnehmerfreizügigkeit in Europa Verteilungsfragen hohe Aufmerksamkeit verdienen. Um effiziente Mechanismen zu entwickeln, mit denen die mit der freien Mobilität der Arbeitnehmer für den Europäischen Wirtschaftsraum als Ganzes gewonnenen Vorteile so umverteilt werden können, dass die wirtschaftliche und soziale Aufwärtskonvergenz der Mitgliedstaaten zunimmt statt abnimmt, ist jedoch noch viel besser gesicherte Evidenz über die vielfältigen Folgen der EU-Binnenmigration erforderlich.
%X Free worker mobility is a core element of the Single European Market. It bears the potential to help promote upward convergence of the member states of the European Union. However, there are also fears that the EU’s free movement of workers may be more harmful to the economic and social development of individual member states than beneficial and that the welfare effects of the free mobility of workers are spread very unevenly between, but also within, member states. Against this background, this survey of literature provides an overview of the current state of knowledge about the impact of intra-EU worker mobility on economic and social developments. The focus is on both the receiving and sending states that make use of the EU’s free movement of workers. The survey concentrates on research in the realm of economics with an empirical orientation. However, key theoretical arguments are included as well. The survey covers five different dimensions that are essential in the debates on the economic and social convergence of the member states and that have been analysed thoroughly in migration-related research: Labour market effects, growth and productivity effects, brain drain and brain gain, fiscal effects as well as social effects. Based on the state of research, some general conclusions may be drawn cautiously. As regards the labour market, it is primarily the mobile workers themselves who benefit from the advantages of the free movement of workers. Often-feared crowding-out effects to the detriment of domestic workers appear to be relatively weak in most cases. Where they occur, they tend to affect groups of workers who are already at risk. The free mobility of workers is likely to have increased the economic performance of the EU as a whole. However, it has probably caused a shift in growth patterns to the disadvantage of East European member states that send more workers abroad than they take in. As regards the fiscal net balance of labour migration, analogous conclusions can be drawn. The idea that the stronger social security nets in the EU-15 act as a welfare magnet for workers from the EU-10 is not supported by comparative country analyses so far. These findings show that it is important to pay attention to distribution-related issues when discussing the economic and social effects of the free movement of workers in Europe. More sound evidence of the diverse consequences of intra-EU migration is needed, however, to develop efficient mechanisms that help to redistribute the overall gains from free worker mobility in the European Economic Area in such a way that the economic and social upward convergence of member states increases rather than decreases.
%C DEU
%C Berlin
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%9 Forschungsbericht
%W GESIS - http://www.gesis.org
%~ SSOAR - http://www.ssoar.info