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%T Zeitbasteln: ein Aspekt alltäglicher Sinnkonstruktion
%A Hitzler, Ronald
%A Honer, Anne
%J Sozialwissenschaftliche Informationen
%N 3
%P 214-221
%V 23
%D 1994
%= 2009-05-28T12:45:00Z
%> https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-53914
%X Menschen verleihen wichtigen Erfahrungen, Wahrnehmungen und Vorstellungen Sinn. Dabei greifen sie zumeist auf Deutungen und Bedeutungen zurück, die ihnen im Rahmen ihrer jeweiligen kulturellen Sozialisation als angemessen vermittelt werden. Zeit erscheint in diesem Sinne vor allem und zunächst als ein wichtiges Erfahrungsphänomen. Dieses Erfahrungsphänomen ist aber immer auch sozial interpretiert und erklärt. Denn die Nutzung von Zeit impliziert zwar so etwas wie messbare bzw. gemessene Zeit. Diese setzt aber unabdingbar benannte bzw. zumindest benennbare Zeit voraus, also eine kommunikative Konstruktion von Zeit. Und diese wiederum basiert auf Bewusstseinsabläufen und konstitutiven Akten, anders gesagt: auf subjektiv erlebter und erfahrener Zeit. Offenkundig wirken erlebte, benannte und gemessene Zeit empirisch, "irgendwie" aufeinander ein. Der vorliegende Beitrag geht der Frage nach, wie der Mensch von heute sich seinen Alltag, seinen Lebenssinn und seine Existenz mit individuell je verschieden vorhandenen Zeit-Teilen zusammenstellt. Je stärker Gesellschaften funktional differenziert sind, umso stärker verknappt sich in der subjektiven Erfahrung das Zeitbudget und umso dringlicher wird das Problem der Zeitkoordination und des Zeitmanagements. Zeit gilt damit quasi als kontrollier- und beherrschbar. Das die Moderne kennzeichnende soziale Zeitbewusstsein liegt vor allem in der Vorstellung, Menschen Zeit "abkaufen" zu können, sie dafür bezahlen zu können, über bestimmte Zeiträume im Tausch gegen Lohn zu arbeiten, und die Produkte ihrer Arbeit demjenigen zu überlassen, der ihnen ihre Zeit bezahlt. Diesen sozialstrukturell bedingten, "objektiven" Zeit-Zwängen stehen aber auch Möglichkeiten der individuellen Zeitstrukturierung und Zeitdisposition gegenüber. Durch den schwindenden Bedarf von menschlicher Lohn-Arbeitskraft werden sowohl die Neigung als auch die schiere Notwendigkeit zur Selbstverwirklichung und Lebensgestaltung in Freizeiten und Freiräumen, die sich teils freiwillig,teils zwangsweise eröffnen, weiter zunehmen. Der Mensch gestaltet sein privates Leben wie ein, "patchwork" aus Partizipationen an verschiedenen (sozialen) Teilzeit-Aktivitäten. Er bastelt  typischerweise mit individuell je verschieden vorhandenen "Zeit-Blöcken"' oder "Zeit-Teilen" seinen Alltag, seinen Lebenssinn, seine Existenz zusammen. Im Verhältnis zur unfreien Zeit bezeichnet der Autor die freie Zeit als Kannzeit. Sie wird definiert als Modus, in dem man sich abwendet von dem, was man tun muss, und zuwendet zu dem. was man tun will. (ICD2)
%C DEU
%G de
%9 journal article
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%~ SSOAR - http://www.ssoar.info