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Zwischen Sowjeterbe und Globalisierung: grundlegende Merkmale und aktuelle Tendenzen regionaler Entwicklungen in Russland
Between Soviet legacy and globalisation: fundamental characteristics and current tendencies of regional developments in Russia
[Zeitschriftenartikel]
Abstract An Darstellungen zu einzelnen Aspekten des Regionalismus in Russland fehlt es in der
wissenschaftlichen Literatur nicht. Über
das Gesamtphänomen scheint aber noch immer
wenig Klarheit zu bestehen. Dies zeigte sich
unlängst wieder in
den widersprüchlichen
Urteilen über die föderalen Refor... mehr
An Darstellungen zu einzelnen Aspekten des Regionalismus in Russland fehlt es in der
wissenschaftlichen Literatur nicht. Über
das Gesamtphänomen scheint aber noch immer
wenig Klarheit zu bestehen. Dies zeigte sich
unlängst wieder in
den widersprüchlichen
Urteilen über die föderalen Reformen, die
Wladimir Putin Anfang 2000 einleitete. Im
Mittelpunkt dieses Beitrags stehen die Fragen, von welchen Kräften der
Regionalisierungsprozess in Russland angetrieben wird, welches die spezifischen Merkmale
des russischen Regionalismus sind und in welche Richtung sich die regionalen Prozesse unter
Putin entwickeln. Der Autor des Beitrags argumentiert, dass Russlands Regionalisierung Teil
des allgemeinen Transformationsprozesses ist, der seit Anfang der 1990er Jahre einer
zweifachen Herausforderung unterworfen ist:
dem sowjetischen Erbe einerseits und den
Einflüssen des internationalen und transnationalen Umfeldes andererseits. Die
Regionalisierung der Jelzin-Zeit wurde zwar
durch den föderativen Aufbau des Staates
institutionell gestützt, doch basierte das regionale System wie es
sich in den 1990 Jahre
herausbildete, weitgehend auf denselben Strukturen und wies dieselben
Eigenschaften auf wie
der in Sowjetzeiten herangewachsene „Regionalismus“; nämlich auf einem in hohem Masse informellen und personalisierten System von
Macht- und Austauschbeziehungen zwischen
den Akteuren des Zentrums und der Regionen und einem auf Machtmonopolisierung
angelegten politischen System innerhalb der Regionen.
In diesem Zusammenhang ist die eigentliche
Bedeutung der putinschen föderalen Reformen
darin zu sehen, dass eine Reihe von Mängeln dieses im Kern sowjetischen Systems offen
gelegt und angefochten wurden. Somit lassen sich die putinschen föderalen Reformen – etwa
die Bestrebungen zur Zurückdrängung des regionalen Einflusses
in der nationalen Politik oder
die Bemühungen um eine Harmonisierung des russländischen Rechtsraumes – nicht nur als
eine rein administrative Massnahme zur Stärkung der zentralstaatlichen Macht und Kontrolle
und zur besseren Regierbarkeit Russlands lesen,
sondern auch als Versuch, dieses regionale
System, das als hinderlich für Russlands Mode
rnisierung empfunden wird, zu beseitigen, um
damit die Bedingungen für Russlands Integration
in globalwirtschaftliche Strukturen und
Zusammenhänge zu verbessern. Dass Russland in diese Richtung steuert,
wird unterstützt von
so vielfältigen Entwicklungen wie der Pluralisierung der regionalen Akteurslandschaft, der
Stärkung der lokalen Selbstverwaltung oder dem
Vordringen nationaler Grossunternehmen in
die russländischen Regionen – Entwicklungen, die allerdings eher Begleiterscheinungen denn
eigentliche Ziele der putinschen föderalen Reformen darstellen.... weniger
There is no lack of descriptions concerning in
dividual aspects of regionalism in Russia in
academic literature. However, there does not app
ear to be much clarity concerning the overall
phenomenon. This was manifest once more recently in the contradictory opinions concerning
Federal reforms... mehr
There is no lack of descriptions concerning in
dividual aspects of regionalism in Russia in
academic literature. However, there does not app
ear to be much clarity concerning the overall
phenomenon. This was manifest once more recently in the contradictory opinions concerning
Federal reforms, which Vladimir Putin initiated
at the start of 2000. This article centres on the
questions of which forces are
pushing forward the process of regionalism in Russia, what are
the specific characteristics
of Russian regionalism and in which direction the regional
processes are developing under Putin. The author of this article argues that Russian
regionalism is part of the general transformation process, which has faced a two-fold
challenge since the start of the nineteen nineties: the Soviet
legacy on the one hand and the
influences of an international and transnational environment on
the other hand. Although
regionalism was supported institutionally during the Jelzin era by
the Federal structure of the
state, the regional system as it was manifest during the nineteen nineties was founded
essentially on the same structures and had the
same characteristics as
the “regionalism” found
during the Soviet era, these being a highly informal and personalised system of power and
exchange networks between the protagonists in
the centre and the regions and a political
system within the regions that was based on the monopolisation of power.
In this context, the main significance of the
Federal reforms under Putin should be seen as
being that a series of shortcomings in this
essentially Soviet system were revealed and
challenged. Therefore, the federal reforms under Putin – for instance, the efforts to repel the
regional influence in national
politics or the attempts to harmonise the legal framework
throughout Russia – should not be seen solely
as administrative measures to strengthen the
central power and control mechanisms of the state in order to make Russia more governable,
but instead also as the attempt to do away with this regional system, which is seen as
obstructive for Russian modernisation. This would improve the conditions for integrating
Russia within the structures and contexts
of the global economy. Extremely varied
developments such as the pluralisation of the regional protagonists, strengthening of local
autonomy or the spread of large Russian companies in the regions support Russia’s drift in
this direction. However, these developments are
more side effects of the federal reforms under
Putin than their main objectives.... weniger
Thesaurusschlagwörter
Russland; Regionalisierung; regionale Entwicklung; Föderalismus; Transformation; Reform; Regionalismus; politische Reform; politisch-administratives System
Klassifikation
Staat, staatliche Organisationsformen
Raumplanung und Regionalforschung
Sprache Dokument
Deutsch
Publikationsjahr
2003
Seitenangabe
S. 81-92
Zeitschriftentitel
Europa Regional, 11 (2003) 2
ISSN
0943-7142
Status
Veröffentlichungsversion; begutachtet
Lizenz
Deposit Licence - Keine Weiterverbreitung, keine Bearbeitung