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https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-94328-3
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Geschlechterkonstruktionen zwischen Macht und Stereotypen: Eine neue Perspektive für die Deradikalisierungsarbeit im Salafismus
[Forschungsbericht]
Körperschaftlicher Herausgeber
Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) Forschungszentrum Migration, Integration und Asyl (FZ)
Abstract Welche Rollen spielen Geschlechterkonstruktionen für den Radikalisierungsverlauf von Frauen und Männern im Salafismus? Welche Erkenntnisse lassen sich aus Radikalisierungsverläufen für die Deradikalisierungsarbeit gewinnen? Die Kooperationsstudie "Geschlechterkonstruktionen zwischen Macht und Stereo... mehr
Welche Rollen spielen Geschlechterkonstruktionen für den Radikalisierungsverlauf von Frauen und Männern im Salafismus? Welche Erkenntnisse lassen sich aus Radikalisierungsverläufen für die Deradikalisierungsarbeit gewinnen? Die Kooperationsstudie "Geschlechterkonstruktionen zwischen Macht und Stereotypen: Eine neue Perspektive für die Deradikalisierungsarbeit im Salafismus" gibt Antworten und präsentiert darüber hinaus Ansätze für gendersensible Interventionsmöglichkeiten. Die Studie entstand im Forschungsprojekt "Interventionspunkte für eine gendersensible Deradikalisierungsarbeit". Das BAMF-Forschungszentrum sowie die Beratungsstelle "Radikalisierung" des BAMF sind Kooperationspartner des vom Bayerischen Landeskriminalamt sowie dem Hessischen Ministerium des Innern und für Sport durchgeführten Projekts. Weitere Kooperationspartner sind das Landesamt für Verfassungsschutz Baden-Württemberg, das Bundeskriminalamt und das Center for Intelligence and Security Studies (CISS) der Universität der Bundeswehr München. Gefördert wurde das Vorhaben über die Beratungsstelle "Radikalisierung" mit Mitteln des Bundesministeriums des Innern und für Heimat (BMI). Zielsetzung und methodisches Vorgehen: Ziel des Projekts ist es, Interventionspunkte für eine gendersensible Deradikalisierungsarbeit anhand der Analyse von Radikalisierungsverläufen zu identifizieren. Zudem werden Rollen, Aktionsmöglichkeiten, Netzwerke und Mobilisierungsstrategien in einer vergleichenden Perspektive von Frauen und Männern innerhalb der salafistischen Szene untersucht. Während der Projektlaufzeit wurden detaillierte biographische Fallanalysen von sieben Personen, darunter vier Frauen und drei Männer, angefertigt. Als Datengrundlage der mehrtägigen Analysesitzungen dienten Materialien, welche insbesondere im Rahmen von Ermittlungsverfahren gesammelt wurden. Diese wurden mit Hilfe eines Analysebogens zunächst strukturiert und anonymisiert. Die Fallanalysen fanden über mehrere Tage im interdisziplinären Forschungsteam statt. Zur Validierung der Ergebnisse fand ein Fokusgruppengespräch sowie ein Expertenworkshop mit Praktikerinnen und Praktikern statt.
Zentrale Ergebnisse: Die Fallanalysen haben gezeigt, dass Geschlecht im Kontext Radikalisierung und Salafismus eine zentrale Rolle spielt. Die ideologischen Vorstellungen von Geschlechterrollen werden in der Radikalisierung angenommen. Eine Orientierung an (ideologischen) Geschlechterstereotypen birgt jedoch die Gefahr Radikalisierungsprozesse und Motive nicht individuell zu verstehen und Aktionsmöglichkeiten zu übersehen. Die gelebte Rollenpraxis der Männer und Frauen des Untersuchungssamples zeigt, dass sie Rollen in verschiedenen Bereichen wie etwa Propaganda, Erziehung oder Kampf übernehmen.
Die Studie zeigt auch, dass die salafistischen Idealbilder von Männlichkeit und Weiblichkeit in der Realität brüchig sind und der individuelle Umgang damit sehr unterschiedlich ausfallen kann. So zeigen sich in der Realität immer wieder Momente, in denen die Geschlechtergrenzen nicht eingehalten werden (Gendertransgression) und es zu Spannungsfeldern zwischen Ideal und Wirklichkeit kommt. Auf Basis der Ergebnisse des Forschungsprojektes ergeben sich Implikationen für die Beratungsarbeit: So bietet es sich an Dissonanzen zwischen Ideologie und gelebter Realität zu nutzen, um mit einer erfolgreichen Distanzierungsarbeit anzusetzen. Des Weiteren zeigt sich die Verfolgung eines genderspezifischen Täter-Opfer-Narrativs für die Beratungsarbeit als nicht zielführend. Insgesamt sollten Besonderheiten von Genderkonzeptionen in der Beratung bedacht und die Beratungskonstellation im Zweifel darauf angepasst werden.... weniger
Thesaurusschlagwörter
Radikalisierung; Prävention; geschlechtsspezifische Faktoren; Islamismus; Macht; Stereotyp; Frau; Mann; Geschlechtsrolle
Klassifikation
politische Willensbildung, politische Soziologie, politische Kultur
Frauen- und Geschlechterforschung
Freie Schlagwörter
Salafismus
Sprache Dokument
Deutsch
Publikationsjahr
2024
Erscheinungsort
Nürnberg
Seitenangabe
105 S.
Schriftenreihe
Beiträge zu Migration und Integration, 14
DOI
https://doi.org/10.48570/bamf.fz.beitr.b14.d.2024.geschlechterkonstruktionen.1.0
ISSN
2750-1450
ISBN
978-3-944674-46-9
Status
Veröffentlichungsversion; begutachtet
Lizenz
Deposit Licence - Keine Weiterverbreitung, keine Bearbeitung