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https://doi.org/10.5771/9783748931935
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Anonymität und Gesellschaft. Band I, Die Beschreibung der Anarchie
[habilitation treatise]
Abstract Gesellschaft ist Ordnung. Doch jede Ordnung kennt auch das Ungeordnete, die Anarchie: etwas, dass sich nicht bezeichnen lässt, das Namenlose. Ein Name für dieses Namenlose musste erst erfunden werden: Anonymität. Damit ist ein Grundstein gelegt von heftigen Auseinandersetzungen, Such- und Jagdstrate... view more
Gesellschaft ist Ordnung. Doch jede Ordnung kennt auch das Ungeordnete, die Anarchie: etwas, dass sich nicht bezeichnen lässt, das Namenlose. Ein Name für dieses Namenlose musste erst erfunden werden: Anonymität. Damit ist ein Grundstein gelegt von heftigen Auseinandersetzungen, Such- und Jagdstrategien, Utopien, die die modernen Gesellschaften seit ihren Anfängen begleiten, irritieren. Anonymitätsdiskurse entstehen in Zeiten gesellschaftlicher Umbrüche, technischer Revolutionen, um neu entstehende Wirklichkeiten zu benennen, zu kartografieren. Aber die Beschreibung, Identifikationen, Einordnungen produzieren erst das, was Anonymität überhaupt ermöglicht: unmarkierte Zonen, zugleich Zonen der Instabilität und der Ambivalenz. Der erste Band der vorliegenden Untersuchung entwickelt einen theoretischen Rahmen, indem er gängige Namenstheorien auf den Kopf stellt und hin zu einer Theorie des Namenlosen umformuliert. Dieser theoretische Horizont bildet den Hintergrund für die Frage, in welchem technisch-sozialen Zusammenhang Anonymität ausgestaltet wurde. Dies geschieht im Bereich der Textproduktion und dem Versuch, eine Ordnung von Texten, Wissen und Fiktionen zu etablieren und zu kontrollieren. In der Presse werden immer wieder heftige Debatten entfacht über Sinn und Legitimität von Zeichnungsrecht und von Publikationen anonymer Stimmen. Analog erzeugt die Erfindung der Sociétés Anonymes (Aktiengesellschaften) Kontrollkrisen angesichts anonym zirkulierenden Kapitals. Erst allmählich erregt die Präsenz von unbekannten Menschen in den Städten Aufmerksamkeit. Hier zeigt sich eine spezifische Konstellation erwachender Anonymitätsdiskurse: Die Leute kennen sich sehr wohl, allein die kontrollierende Beschreibung der anarchisch anmutenden Gesellschaft und ihrer gefährlichen Klassen scheitert. Was zur bürokratischen Überförderung führt, freut die Literatur. Die Erfindung von Anonymität eröffnete Zonen der Unentschiedenheit, der Ambivalenz, die bis heute fortdauern. Die vorliegende Untersuchung liefert Mittel, ihre Unhintergehbarkeit zu begreifen. (Verlag)... view less
Keywords
society; anonymity; discourse; sociology of knowledge; representation; classification; social research; capitalism; corporation; censorship; press
Classification
Sociology of Knowledge
General Sociology, Basic Research, General Concepts and History of Sociology, Sociological Theories
General Problems, History of the Social Sciences
Free Keywords
Soziologieeschichte; soziale Repräsentationen; soziale Klassifikationen; Namenstheorie; Literarischer Untergrund; Geschichte der Sozialforschung; Autorschaft
Document language
German
Publication Year
2021
Publisher
Velbrück Wissenschaft
City
Weilerswist
Page/Pages
590 p.
ISBN
978-3-95832-250-9
Status
Published Version; peer reviewed