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https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-152394
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Zum Umgang mit irritierter Identität im Jugendalter: das Verhältnis von Körper und Identität bei chronischer Krankheit
Dealing with irritated identity during adolescence: the relationship between the body and identity during chronic illness
[Sammelwerksbeitrag]
Körperschaftlicher Herausgeber
Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS)
Abstract "Das neu erwachte Interesse an einer Körpersoziologie reagiert auf die Beobachtung, dass im Zuge gesellschaftlicher Modernisierung der Körper verstärkt zu einem herausgehobenen Repräsentationsmedium wird und sich als Mittel sozialer Distinktion 'vervielfältigt'. Damit reflektiert die Körpersoziologi... mehr
"Das neu erwachte Interesse an einer Körpersoziologie reagiert auf die Beobachtung, dass im Zuge gesellschaftlicher Modernisierung der Körper verstärkt zu einem herausgehobenen Repräsentationsmedium wird und sich als Mittel sozialer Distinktion 'vervielfältigt'. Damit reflektiert die Körpersoziologie den in der 'Erlebnisgesellschaft' (Schulze 1993) akzentuierten Körperbezug und greift den Zusammenhang zwischen Biografie, Identität und Leiblichkeit auf, dessen Krisenhaftigkeit am Beispiel chronischer Erkrankung besonders deutlich wird. Die körpersoziologische Sicht erhellt den Zusammenhang von Sozialisationsprozessen und medial vermittelten gesellschaftlichen Körperkodierungen. Das Konzept des sozial kodierten und des in milieuspezifischen Zusammenhängen eingebetteten Körpers sieht die Entwicklung des Selbst und der leiblichen Identität als Ergebnis des komplexen Zusammenspiels zwischen gesellschaftlichen Wertvorstellungen, Medien, normativen Zwängen und sozialen Interaktionen in der Familie und in Peer-Groups. Die von Gugutzer in Anlehnung an Plessner vorgeschlagene begriffliche Unterscheidung zwischen dem 'Leibkörper', dem lebendigen, spürbaren Leib, und dem 'Körperding', 'das von außen wahrnehmbar und wie ein Instrument oder Werkzeug gebraucht werden kann' (Gugutzer 2002: 15), erweist sich dabei für die Untersuchung von chronischen Krankheiten und Ernährungsstörungen als hilfreich. Die in qualitativen Interviews befragten Jugendlichen berichteten den Umgang zwischen subjektivem Leibsein und instrumentellem Körperbezug, so ließ sich rekonstruieren, wie Jugendliche ihre körperlich-leibliche Identität erstens geschlechtsspezifisch, zweitens entlang sozialer Anforderungen an das Erwachsenwerden und drittens angesichts der als Überforderung oder als Herausforderung wahrgenommenen gesellschaftlichen Veränderungen modellieren. Die Adoleszenzphase bietet sich als Beobachtungszeitraum an, weil sie entscheidend für Identitätsbildungsprozesse, Geschlechtsrollenentwicklung, Autonomiegewinne und die Ausprägung des Leib-Körper-Bildes ist und sich in ihren Krisen die Verfestigung folgenreicher abweichender Muster besonders deutlich beobachten lässt. Die neuen medial begleiteten gesellschaftlichen Diskurse um veränderte Geschlechtsrollen, Körperbilder und Beziehungsformen, führen zu Unsicherheiten und neuen Begründungsverpflichtungen sowie zu einer zunehmend von erwarteter Selbstverpflichtung und Selbstkontrolle erzwungenen rationalen Lebensführung. Diese Anforderungen schärfen den Blick dafür, dass 'verpasste' Gelegenheiten sich später immer schlechter ausgleichen lassen und können zu Entmutigung und zu somatischen Ausweich- und Kompensationsreaktionen führen. Gezeigt werden im Vortrag die Körperselbstkonzepte von chronisch kranken Jugendlichen, deren objektiv beschädigter Körper im Zuge der Identitätsarbeit wieder 'repariert' werden soll. Als Kontrastfolie soll die Arbeit am Körper von Jugendlichen gezeigt werden, die an Anorexie erkrankt sind. Die 'Sozialisationsgeschichte' der inkorporierten Körperpraktiken gilt es, fall- und milieuspezifisch aufzudecken, um die spezifischen Wege und Mechanismen, die zur Entwicklung von Ernährungsstörungen führen, zu rekonstruieren." (Autorenreferat)... weniger
Thesaurusschlagwörter
Bundesrepublik Deutschland; Krise; Plessner, H.; Identitätsbildung; Medien; Sozialisation; Geschlechtsrolle; Adoleszenz; Jugendlicher; Körperlichkeit; Körper; chronische Krankheit; Selbstkontrolle; Familie; Krankheit; Identität; Ernährung; Peer Group; Distinktion
Klassifikation
Jugendsoziologie, Soziologie der Kindheit
Sonstiges zur Soziologie
Methode
empirisch-qualitativ; anwendungsorientiert; Dokumentation; empirisch
Titel Sammelwerk, Herausgeber- oder Konferenzband
Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2
Herausgeber
Rehberg, Karl-Siegbert
Konferenz
33. Kongress "Die Natur der Gesellschaft". Kassel, 2006
Sprache Dokument
Deutsch
Publikationsjahr
2008
Verlag
Campus Verl.
Erscheinungsort
Frankfurt am Main
Seitenangabe
S. 1790-1801
ISBN
978-3-593-38440-5
Status
Veröffentlichungsversion; begutachtet
Lizenz
Deposit Licence - Keine Weiterverbreitung, keine Bearbeitung