Volltext herunterladen
(635.9 KB)
Zitationshinweis
Bitte beziehen Sie sich beim Zitieren dieses Dokumentes immer auf folgenden Persistent Identifier (PID):
https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-152040
Export für Ihre Literaturverwaltung
"Verwachsen mit der Scholle": zur Ambivalenz des medialen Wendenbildes im "Dritten Reich"
"Sons of the soil": the ambivalence of the media image of the Wends during the "Third Reich"
[Sammelwerksbeitrag]
Körperschaftlicher Herausgeber
Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS)
Abstract "Während die Wirtschafts-, Sozial- und Infrastrukturen der Niederlausitz im 'Dritten Reich' einem forcierten Modernisierungs- und Transformationsprozess unterworfen waren, wurde das rustikal und natürlich anmutende Kulturerbe der Region dafür genutzt, (Medien-)Bilder vormoderner Lebens- und Arbeitsw... mehr
"Während die Wirtschafts-, Sozial- und Infrastrukturen der Niederlausitz im 'Dritten Reich' einem forcierten Modernisierungs- und Transformationsprozess unterworfen waren, wurde das rustikal und natürlich anmutende Kulturerbe der Region dafür genutzt, (Medien-)Bilder vormoderner Lebens- und Arbeitswelten zu inszenieren, die den Vorgaben einer auf 'Blut und Boden' geeichten 'Volkstumspflege' entsprachen. Dass ein Gutteil der bevorzugten Motive auf die Überlieferung der hier heimischen Sorben oder Wenden zurückging, tat dieser Affinität - zunächst - keinen Abbruch. Die ethnische Minderheit, deren intellektuelle Wortführer sich zum Teil ebenfalls auf die Rhetorik bodenständigen Ariertums einließen, schien gleichberechtigt in die 'Volksgemeinschaft aller Deutschen' eingebunden zu sein. Nach der Konsolidierung des Regimes war es mit derartigen Zugeständnissen vorbei. Insbesondere die 'slawische' Grundierung sorbischer Identität widersprach dem 'nordisch-germanisch' orientierten Welt- und Menschenbild des Nationalsozialismus. Zunehmend wurden die Sorben als 'fremdvölkisch' wenn nicht gar als 'fremdrassig' diskreditiert. Dennoch blieb der trügerische Schein des agrarromantischen Wirklichkeitskonstruktes gewahrt. Bis Anfang der 1940er Jahre praktizierte die NS-Propaganda eine Doppelstrategie, die am attraktiven Formenschatz der regionalen Folklore festhielt, gleichzeitig aber dessen sorbisch-wendische Inhalte ausblendete und dem Vergessen anheim stellte. Sorben und Wenden wurden kurzerhand unter dem rassenideologisch unverdächtigen Begriff des 'Spreewaldbauern' subsumiert. Hinter den Kulissen konnte derweilen die realpolitische Verdrängungspraxis umso gründlicher voranschreiten. Gestützt auf historisches Quellenmaterial soll die Ambivalenz des medialen Wendenbildes zwischen Identifikation und Selbstbehauptung einerseits sowie Instrumentalisierung und Unterdrückung andererseits erörtert und zugleich auf die Sorben als einen bislang kaum thematisierten Gegenstand der Ost- und Ostmitteleuropa-Soziologe aufmerksam gemacht werden." (Autorenreferat)... weniger
Thesaurusschlagwörter
Ambivalenz; Medien; Nationalsozialismus; Menschenbild; Sozialgeschichte; Osteuropaforschung; Europa; Folklore; Sorbe; historische Analyse; ethnische Gruppe; Arbeitswelt; Drittes Reich; Identifikation; Minderheit; Lebenswelt; Ostmitteleuropa; Wende; Modernisierung
Klassifikation
Sozialgeschichte, historische Sozialforschung
Bevölkerung
Methode
Dokumentation; historisch
Titel Sammelwerk, Herausgeber- oder Konferenzband
Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2
Herausgeber
Rehberg, Karl-Siegbert
Konferenz
33. Kongress "Die Natur der Gesellschaft". Kassel, 2006
Sprache Dokument
Deutsch
Publikationsjahr
2008
Verlag
Campus Verl.
Erscheinungsort
Frankfurt am Main
Seitenangabe
S. 2252-2266
ISBN
978-3-593-38440-5
Status
Veröffentlichungsversion; begutachtet
Lizenz
Deposit Licence - Keine Weiterverbreitung, keine Bearbeitung