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https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-17574
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Das Latente und das Manifeste: Aporien einer "Hermeneutik des Verdachts"
[collection article]
Abstract Der Beitrag betrachtet die Grundzüge der objektiven Hermeneutik und arbeitet dabei die Herausforderungen sozialwissenschaftlicher Erkenntnisbemühungen heraus. So wird im ersten Schritt zunächst die psychoanalytische Technik der objektiven Hermeneutik an einem Fallbeispiel skizziert. Der zweite Schri... view more
Der Beitrag betrachtet die Grundzüge der objektiven Hermeneutik und arbeitet dabei die Herausforderungen sozialwissenschaftlicher Erkenntnisbemühungen heraus. So wird im ersten Schritt zunächst die psychoanalytische Technik der objektiven Hermeneutik an einem Fallbeispiel skizziert. Der zweite Schritt beschreibt sodann die objektiv hermeneutische Rekonstruktion, die im Prinzip in zwei Schritten verfährt: Im ersten Schritt wird der betrachtete Gegenstand, in der Regel eine im schriftlichen Protokoll vorliegende Alltagsszene, ethnologisiert. Die hermeneutische Operation der Lesartenvariation stellt den Versuch dar, im Innern der eigenen Kultur ohne ein Außen fremd zu sein. Dies ist die Voraussetzung für den zweiten Schritt: die Nostrifizierung des zuvor ethnologisierten sozialen Sachverhalts. Der dritte Schritt widmet sich schließlich den latenten Sinnstrukturen, die das positive Unbewusste der gesellschaftlichen Praxen bilden. Darunter kann man das Ganze der stillen Vorentscheidungen verstehen, die unsere Vorstellungen von dem, was real, wahr, möglich und wahrscheinlich ist, regieren. Es sind dies die selbstverständlichen Normierungen, die die Stellung nehmenden Akte zur Wirklichkeit, die uns Max Weber zufolge zu Kulturwesen machen, überhaupt erst ermöglichen. Im Mittelpunkt des vierten Schritts steht der duale Schematismus von 'manifest' und 'latent', der in den Texten der objektiven Hermeneutik häufig mit dem von 'Erscheinung' und 'Wesen' gleichgesetzt wird. Die latenten Sinnstrukturen bilden das Wesen der Interaktionstexte. Um zum Wesen der Interaktionsstruktur zu gelangen, muss der objektive Hermeneut die Erscheinungen der Interakte durchdringen. Abschließend merkt der Autor an, dass vielleicht, dem dekonstruktiven Ansatz folgend, das Verfahren der Interpretation überhaupt in Frage gestellt werden muss. Demnach ist der Verdacht, dass es irgendwo das Latente oder das Wesen der alltäglichen Äußerungen zu entdecken gäbe, nicht gerechtfertigt: Hinter dem Vorhang ist nichts, es sei denn, man schaut Dahinter. (ICG2)... view less
Keywords
knowledge; social reality; interaction; method; objectivity; research approach; everyday life; sociological theory; hermeneutics; interpretation
Classification
Philosophy, Ethics, Religion
General Sociology, Basic Research, General Concepts and History of Sociology, Sociological Theories
Sociology of Knowledge
Method
descriptive study
Collection Title
Die Welt als Text : Theorie, Kritik und Praxis der objektiven Hermeneutik
Editor
Garz, Detlef; Kraimer, Klaus
Document language
German
Publication Year
1994
Publisher
Suhrkamp
City
Frankfurt am Main
Page/Pages
p. 114-124
Series
Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft, 1031
ISBN
3-518-28631-5
Status
Published Version; reviewed
Licence
Creative Commons - Attribution-Noncommercial-No Derivative Works